Freitag, 23. Juli 2010

unibrennt - ein bedeutender Schub für die zivigesellschaftliche Nutzung & Vernetzung im Web 2.0

Als das Audimax der Universität Wien am 22. Oktober 2009 besetzt wurde, geschah mehr, als nur das. Binnen weniger Stunden wurde nicht nur eine Webseite ins Leben gerufen, sondern auch eine Facebook-Seite gestartet und ein Twitter-Account angelegt. Es folgten ein Ustream-Account (Für Liveübertragungen via Internet, später, im Spätwinter, Anfang 2010, abgelöst durch einen neuen Ustream-Account), ebenso ein Youtube- und ein flickr-Account für Video- und Foto-Uploads. "Selbstverständlich" wurden natürlich auch rasch Email-Adressen (unibrennt @ gmail) eingerichtet, die Presse-Gruppe (Medienbetreung, Webseite redaktionell, Social Media) legte sich ein Presse-Handy zu und einige Wochen später startete das unibrennt-Wiki.

Was das für den Umgang mit Web 2.0 in Österreich bedeutet, wird nun allmählich klar. Meiner Meinung nach brachte die Audimax-Besetzung mit ihrer unibrennt Digital Community einen großen Schub für die zivilgesellschaftliche Nutzung und Vernetzung auf Facebook und Twitter in Österreich. Auch über die oppositionell zu verortende sogenannte Zivilgesellschaft hinaus, nämlich direkt in den Mainstream, hinterließ die unibrennt-Bewegung spuren. Social Media musste nun auch von Parteien als nicht zu vernachlässigender Kommunikationskanal anerkannt werden. Dass dies zunächst nicht der Fall war, lässt sich wohl am besten am Kommentar des damaligen Wissenschaftsministers Johannes Hahn erkennen, der am Tag zwei der Besetzung in einem ORF-Fernseh-Interview mit einem verschmitzten Lächeln allen Ernstes meinte- ich zitiere seine exakte Ausdrucksweise: "Die Spontanität von Spontis ist enden wollend." Die Spontanität dauerte immerhin 60 Tage an, davon zumindest 40 Tage mit teilweise unglaublich dichtem Programm (neben den gern verschmähten Partys, die immer seltener wurden, vor allem Gastvorträge, Diskussionsrunden, alternative Vorlesungen) und auch dichtem Besucherandrang - zuletzt war das besetzte Audimax bis auf über den letzten Rang hinaus gefüllt (also mindestens 800 [!] Personen, siehe auch Foto), als Jean Ziegler zu Vortrag und Diskussion erschien (übrigens nachzuhören und -sehen auf Ustream, bereits über 9.200 Views!) - und das einen Tag, bevor er genau das selbe bei 6 € Eintritt im (ausverkauften) Volkstheater tat, wo übrigens zwei unibrennt-Aktivisten auf die Bühne kamen um für die Ringdiskussionen im Audimax zu werben und von Ziegler unter Applaus des Publikums zum bleiben animiert wurden - es wurden zwei zusätzliche Sessel geholt - unibrennt berichtete (in diesem Fall sogar ein Bericht von mir ;)).

Dass die "Spontanität" so lange andauerte, daran trug sicher auch "Social Media" einen Gutteil bei, vermutlich sogar die Hauptverantwortung. Gut, auch ohne Web 2.0 oder Social Media hätte man eine Webseite ins Leben rufen können, die mit aktuellen Informationen gespeist wird. Aber ob man damit so viele Leute erreicht hätte, ohne sie direkt auf Facebook, Twitter, yotube, flickr, ustream usw. "abzuholen"? Wohl eher nicht. Der Vorteil von Web 2.0 / Social Media für soziale Bewegungen, zivilgesellschaftliche Initiativen, im konkreten Fall: unibrennt, liegt auf der Hand: Man ist nicht nur unabhängiger von der Berichterstattung in institutionalisierten Medien, sondern man beeinflusst deren Berichterstattung auch. Nicht selten wurde in Medienberichten (meist auf den Webseiten führender Tageszeitungen, häufig auf Basis einer APA-Aussendung) "...schreiben die Besetzer auf Facebook..." (oder ähnliches) als Quelle genannt. Ich erinnere diesbezüglich auch eine Aussage Robert Misiks (der als einer der ersten Publizisten im Audimax war, am 27. Oktober) bei einem Vortrag im Audimax (ebenfalls zum Nachhören auf Ustream, sehr empfehlenswert! Aussage zum "Livestream-Gucken" bei Minute 20:25), der meinte, wenn hier Plenum sei (das in den ersten Wochen häufig bereits Mittags oder am Nachmittag war), herrsche Stillstand in den Redaktionen Österreichs, da alle Livestream schauen würden. Das war natürlich eine Übertreibung, aber etwas wahres wird da schon dran sein. Es genügt ja schon, wenn alle JournalistInnen Livestream schauen, die sich zumindest ansatzweise mit Hochschulpolitik oder gesamtgesellschaftlichen Themen beschäftigen, Livestream vom Plenum eines besetzten Hörsaals schauen.

Twitter & Facebook

Als ich zum ersten Mal von Twitter hörte, das war vor der Audimax-Besetzung, war dies in Zusammenhang mit Armin Wolf, dem Anchorman der ORF-ZIB2, der als einer der ersten "prominenten" Österreicher Twitter nutzte. Was ich damit anfangen sollte, dass ein Nachrichtensprecher 140 Zeichen lange Tweets von sich gibt, war mir allerdings nicht klar. Das änderte sich aber grundlegend mit der Besetzung des Audimax, wo von den ersten Stunden an Facebook-, Twitter- und studiVZ-Adressen auf die große Leinwand projiziert wurden. Ich hatte damals bereits einen Facebook-Account, nutzte ihn aber nicht. Ich wurde rasch "Fan" der Audimax-Besetzung (als 117.) und verfolgte die Seite seither laufend und mit Begeisterung. Nebenbei etablierte sich dabei Facebook auch in meinem Privatleben - wobei mittlerweile viele Leute zu meinen Kontakten zählen, die ich erst durch unibrennt kennen gelernt habe, und teilweise erst seit unibrennt online sind. Ähnliches, aufgrund seiner geringen Reichweite (ca. 25.000 User) vermutlich noch krasser, auch auf Twitter: Anfang November startete ich meinen Twitter-Account, um Zugang zu "Echtzeit-Insiderinformationen" rund um das Audimax und unibrennt zu bekommen. Wie ich mittlerweile weiß, war ich nicht der einzige, der das so sah. Und viele "Tweeter", die heute über Politik, Gesellschaft, Soziales, Kultur oder ganz was anderes twittern, legten ihren Account aufgrund der Audimax-Besetzung, als unibrennt-Sympathisanten an. Manche - so wie ich - haben noch heute das unibrennt-Logo in einer Ecke des Profilbildes, obwohl unibrennt längst nur noch einen kleiner Teil aller Tweets ausmacht. Dass sich diese subjektive Erfahrung sehr wohl, in gewissem Ausmaß, verallgemeinern lässt, wird durch folgende Twitter-Analyse deutlich: In einer auf zweifache Weise um Spam-Accounts bereinigte und nur auf die Nutzung in Österreich konzentrierten Statistik liegt der unibrennt-Account auf Rang 13 - knapp hinter dem Internet-Pionier unter den Medien, @derStandardat und @webstandard, den PublizistInnen und JournalistInnen Armin Wolf, Ingrid Thurnher, Robert Misik, Corinna Milborn, Dieter Bornemann, Martin Blumenau, @fm4stories, zwei Bloggern sowie dem einzigen (!) Politiker unter den Top-10, den Grünen Christoph Chorherr. Alle anderen Accounts - seien es Medien, Promis, Blogger, Organisationen, Parteien, Institutionen, Unternehmen - was auch immer - liegen in dieser bereinigten Reichweite-Statistik hinter unibrennt.

Da unibrennt sehr viele Follower hat, die relativ neu bei Twitter sind (und häufig "unibrennt" als erstes zu ihren "followings" hinzufügen) und - da sie echte Menschen und keine Spam-Schleudern sind - nur wenigen, vielleicht ein paar Dutzend, anderen Tweetern folgen, zählen diese für die Berechnung der Reichweite viel mehr als jene, die hunderten oder tausenden anderen folgen, die dann logischerweise den unibrennt-Tweets in der Fülle der übrigen Tweets weniger Aufmerksamkeit schenken können und diese wohl häufig auch einfach übersehen.

unibrennt ist daher mit 831 Followern, die einen Ort in Österreich als "Location" angegeben haben, einer der "meistgefolgten" Accounts unter (den ca. 25.000) österreichischen Twitter-Usern. Insgesamt folgten im Juni 2010 3.377 Tweeter. Die Differenz zu 831 ist zum einen durch "echte" Follower in Deutschland und der Schweiz, in geringerem Ausmaß auch durch "echte" Follower in anderen Ländern zu erklären. Aber vermutlich an die 50 % dieser Follower dürften Spam-Accounts sein - die aber nur selten Österreich als "Location" nennen und daher für die Reichweite - ebenso wie "echte" Follower im Ausland, nicht berücksichtigt wurden. Von diesen 831 "echten österreichischen" (die FPÖ wäre stolz ;)) Followern sind wiederum 563 "in den letzten 28 Tagen" aktiv gewesen. Diese wiederum dürften derart junge Accounts mit wenigen anderen "followings" sein, dass unibrennt in der Österreich-Reichweite auf Platz 13 kommt.

Was ich daraus ableite ist, dass die Audimax-Besetzung und die dazugehörige "Digital Community" in Österreich hunderte Menschen zu Twitter gebracht hat. Diese wiederum, glaube ich in den letzten 8 Monaten beobachtet zu haben, sind die Basis und häufig auch der Anreiz für alternative, oppositionelle, kritische, subversive, zivilgesellschaftliche Initiativen, Vereine, Gruppierungen und Organisationen, sich auf Twitter zu registrieren um dort mit dem Pool aus mehreren Hundert, vielleicht auch Tausende, besonders medienaffinen Bruchteil der österreichischen Gesellschaft, zu kommunzieren. Dies ist weniger für die konkrete Mobilisierung zu beispielsweise Demonstrationen oder Unterschriftenaktionen von Bedeutung, sondern wohl eher aus dem Blickwinkel der "Meinungsführer"-Forschung. Diese hunderten, tausenden, gesellschaftskritischen Twitter-User verbreiten in Echtzeit Nachrichten, Blogbeiträge, Fotos, Videos, Informationen, Ankündigungen aus ihrem Umfeld und Interessensbereich - und geben jene Infos, die sie erreichen und als relevant erachten, an ihr persönliches, nicht auf Social Media befindliches, Umfeld weiter - oder via Facebook an ihren nicht-twitternden Freundeskreis. So macht schließlich ein Video von einem prügelnden Polizisten an einer Demo rascher die Runde, als manchen lieb ist. Und nach einigen hundert Views wittert manchmal auch schon ein/e Journalist/in die Spur - das Thema kommt auf die Online-Ausgabe einer Zeitung und zieht - wenn als bedeutend genug erachtet - weitere Kreise in anderen (herkömmlichen und alternativen) Online-Medien, schließlich mitunter auch in Printmedien, Radio und Fernsehen.

Twitter als Quelle alternativer Informationen und Nachrichten, Twitter als Plattform der Gegenöffentlichkeit. unibrennt als Katalysator dieser Gegenöffentlichkeit in Österreich. Das, wohl nicht als einziges, hat die Audimax-Besetzung der österreichischen Gesellschaft gebracht.

Donnerstag, 22. Juli 2010

Ausbruch! Blog gegen staatliche Repression in Österreich

Infolge des jüngsten Schlages staatlicher Repressionsbehörden gegen linke und zivilgesellschaftliche Personen und Vereine, wo auf Basis des banalen Vorwurfes, Mülltonnen angezündet zu haben, drei Wohngemeinschaften und ein Vereinslokal, das sich zufällig in der Nähe des Brandortes befand, verwüstet und - man muss es so nennen - geplündert wurden (neben PCs, anderen Datenträgern und Gegenständen nahm die Polizei auch die Handkassa des Vereins sowie den Tresor mit) sowie drei Personen - mittlerweile kam eine vierte dazu - in U-Haft gesteckt wurden und dort seit 6. Juli bzw. 20. Juli immer noch sitzen, kam es zur Gründung des Blogs "Ausbruch". Dieser Blog widmet sich einzig und allein (oder zumindest vorrangig) der staatlichen Repression in Österreich, die insbesondere seit Inkrafttreten des § 278a (der nun erweitert werden soll und dann auch u.a. JournalistInnen bedrohen würde) absurde Ausmaße angenommen hat, wie sich am Fall der monatelang (!) in U-Haft gesteckten TierrechtsschützerInnen spektakulär gezeigt hat, und wie sich nun im Fall von linken Kulturschaffenden und AktivistInnen, die sich u.a. gegen staatliche Repression (!) stark gemacht haben, zu wiederholen scheint. Die Vorwürfe und die Folgen ähneln sich in beiden Fällen auf verblüffende Weise: Die Vorwürfe sind banal (Stinkbombe in Kleidungsgeschäft, Mülltonnen angezündet), die Folgen an Unverhältnismäßigkeit kaum zu überbieten: monatelange U-Haft im ersteren Fall, in zweiterem Fall sind es immerhin schon mehr als zwei Wochen...

Die Absicht ist klar: Das Innenministerium unter Ministerin Fekter hat sich dem Kampf gegen die Zivilgesellschaft verschrieben, die per Selbstverständnis zumeist dem linken Spektrum zugeordnet werden kann (denn gleichzeitig scheint man auf dem rechten Auge blind zu sein: Obwohl Rechte "Aktionen" sich nicht bloß gegen Sachen wenden, sondern in erster Linie ganz konkret gegen Leib und Leben von Menschen, scheint der Staat zugleich willen- als auch ratlos, gegen die angeblich ach so gut beobachtete Neonazi-Szene vorzugehen): Egal ob TierrechtsaktivistInnen, GegnerInnen von Repression und Überwachungsstaat oder als nächstes womöglich jene, die sich als "unibrennt"-AktivistInnen verstehen - und mit Hörsaalbesetzungen und vereinzelt unangemeldeten Demonstrationen "organisierte Kriminalität" betrieben haben. Gut, bei den genannten Beispielen handelt es sich mehr um "Verwaltungsübertretungen" als um Kriminalität im Sinne des Gesetzes. Doch wer die anderen Fälle betrachtet, wird rasch erkennen, dass sich sicherlich Vorwürfe finden lassen, die die ganze Bewegung kriminalisieren. Irgendwo eine beschmierte Wand, irgendwo ein kaputtes Fenster - und schon lässt sich behaupten, es lägen organisierte Straftaten vor. Das geht schneller, als man glaubt, und ist effektiver, als es in einem Rechtsstaat eigentlich möglich sein sollte. Das ist das Beunruhigende.

In diesem Sinne: All eyes on Ausbruch! - Solidarität mit den von staatlicher Repression betroffenen AktivistInnen

PS [nachgetragen am 22.7., 18:10 Uhr]: Ab 12. Juni saß ebenfalls eine Person längere Zeit in U-Haft, die während einer Demonstration verhaftet wurde. Lese hierzu: http://www.abc-wien.net/?p=269

Mittwoch, 21. Juli 2010

2010: Linz ist wieder Provinz

Ein kleiner Rundumschlag nach fast einem Jahr Linz-Abstinenz

Ich will das hier ja gar nicht zu sehr ausbreiten, ich will auch gar nicht näher auf die Überschrift eingehen, ich sage nur rasch folgendes - es erscheint mir zu abstrus, als dass ich es für möglich gehalten hätte:

Ein Semester fast durchgehend in Wien verbracht (und das davor auch, die Semesterferien dann ganz wo anders). Man kommt nach Hause, in den schönen Linzer "Vorort", der den selben Namen trägt, wie dieser Blog (ja, genau: FMO!) - und verbringe nun diesen Dienstagabend erstmals seit langem wieder auf der geliebten "Ländn" - die Donaulände, neben dem blau leuchtenden Lentos.

Zuerst ist es ja nur ein harmloser Gedankenaustausch, zwischen mir und einem Freund, ob sich der architektonische Ideenreichtum in Linz wirklich schon mit bunt leuchtenden Betonklötzen erschöpft (schräg gegenüber des Lentos: das nun auch bunt, meistens blau bis violett, leuchtende Ars Electronica Center). Was dann folgt, wird aber immer merkwürdiger. Zunächst fragt man harmlos eine nahe sitzende Kleingruppe aus zwei Mädchen und einem Burschen nach einem Feuerzeug. Was kriegt man zur Antwort? "Ja, aber nur wennst uns hilfst, den Typen wieder loszuwerden. Bitte, hilf uns!" - ich halte das für einen Scherz der Drei, aber nein: "Bitte, hilf uns". Rasch stellt sich raus: die zwei Mädchen kennen den Typen nicht. Er sitz da und bedient sich an deren Getränkesortiment (Wein, Alk-Gemisch). Die Situation wird allmählich klar, man schlägt mal dem Typen vor, ob er denn nicht bitte gehen möge. Er steht auf, kontert, der Alkohol gehöre ihm, fragt, was das Problem sei, und beginnt sich aggressiv zu gebärden. Auch größte diplomatische Anstrengungen (wie: naja, irgendwie gehöre der Wein vielleicht ja doch nicht ihm, und vielleicht möge er denn eventuell einmal auch ein bisschen wo anders hingehen) zeigen keinen Erfolg. Im Gegenteil. Er tritt zuerst mit den Füßen ein paar Becher und Dosen Richtung Donau, dann wirft er die große gefüllte Plastikflasche hinten nach und packt schließlich die Weinflasche am Hals, schwingt ein bisschen damit herum, haut sie aber schließlich doch "nur" auf den Boden - direkt neben den Füßen eines der in Barfuß daneben sitzenden Mädchen. Der eigene, ruhige Ton ist nun nur noch schwer zu halten - man kann doch nicht ständig "gelassen" auf einen sein Aggressionslevel wie ferngesteuert konstant steigernden Menschen reagieren. Und einfach weggehen wäre nur auf den ersten Blick die vermeintlich "friedlichste" Lösung. Es wäre nicht nur feig, sondern unloyal, asozial, jenen gegenüber, die um Hilfe gebeten haben (nur, um mal ein bisschen auf gewisse "De-Eskalations-Strategien" einzugehen, die manch Unverbesserliche im Audimax, C1 und auch in der (B)Aula gepredigt haben). Zu diesem Zeitpunkt (als die Flasche flog) war aber schon ein weiterer Typ angekommen, der den anderen offenbar kennt und ihn sogleich mit "der ist schon ang'soffen" quasi pauschal entschuldigte. Nicht nur das: zunächst, bevor die Flasche flog, ging seine Argumentation noch in die Richtung "ich kenn euch nicht, weiß nicht, was da los ist, was ihr da macht - und überhaupt, wir räumen da neulich eure Glasscherben weg, was wollts ihr überhaupt" (offenbar zählen die beiden zu einer Art Straßenszene (in Linz sagt man vereinfacht einfach "Punks" dazu, könnte aber auch sein, dass sie eher dem (unsympathischeren, drogen- und aggresionslastigen Teil) der Freetekno-Szene angehören - die beiden Szenen überschneiden sich zumindest in Linz teilweise auch). Na wie auch immer: Als die Weinflasche zertrümmer war, gab es einen raschen Meinungsumschwung bei "Typ Nr. 2" - hat er doch gerade noch seine aufopfernde Scherben-Wegräumarbeit gelobt, schmeißt sein "Partner" wuchtig eine Flasche zu Boden) - ums kurz zu machen: Typ Nr. 1 wurde nun verbal stark von Typ Nr. 2 bedrängt. Sein bisher stark auf uns konzentrierter, aggressiver werdender, Fokus wird binnen ca. 30 Sekunden durch die verbale Torpedierung von der Seite zusehends von uns abgelenkt. Wir nützen die Chance, fliehen - und lassen uns 10 Meter weiter nieder ;) - was lernt man draus? Nix. Man muss hoffen, dass ein "Kollege" von solchen Typen auftaucht, der ihn zur Räson bringt.

Ähnliches bewies sich ca. 2 Stunden später vor der Stadtwerkstatt, die, kurz nach 24 Uhr, bereits am Schließen war. Auch für einen Werktag ungewöhnlich. Verkürzte Ferienöffnungszeiten? Jedenfalls sitzen nun alle, das sind ca. 30 Leute, auf der Treppe vis-a-vis des AEC. Zuerst ein kleiner Hundekampf (unfreiwillig natürlich, ein Hund war nicht angegurtet und hat im Anblick eines bestimmten anderen Hundes offenbar die Nerven verloren) - die zweite Auflage, wie uns wer aufklärte - dann, kaum in ein "eigenes" Gespräch zurückgefunden, der nächste Auftritt unten auf der Bühne: Ein großer, schlanker, aber muskulöser Mann, lange schwarze, zusammengebundene Haare, Mann, macht einen auf "Joker" (aus Batman). Er schreit laut herum, zumeist in Richtung eines zweiten, etwas kleineren, schüchterneren jungen Mannes, der ihm angeblich bei seiner Arbeit helfen solle und "den ganzen Tag nichts getan" habe. Er beschimpft ihn, fordert ihn zwischendurch aber immer wieder auf, er solle ihm helfen. Ja, wobei eigentlich? Beim rauftragen eines Tischen, eines Eis-Ständers und einer Tomaten-Topfpflanze (!) auf der ersten Zwischenebene der Treppenkonstruktion. Zwischendurch fiel ihm auch was runter, auch Sessel sollten noch raufgetragen werden, und irgendwie ging die Steinbedeckung der schräg zur Treppe verlaufenden Seitenmauer zu Bruch - außerdem wusste man nie so ganz, ob er die Sachen jetzt einfach raufträgt oder ob er sie doch lieber einfach runterwerfen will (eine Bierflasche und ein paar Dosen flogen diesen Weg schon) Von lautem, Lachen begleitet, wie man es eher aus Cartoons oder Actionfilm-Parodien kennt, machte zog der Typ sein Ding durch. Wichtige Anmerkung: Er war offenbar Mitarbeiter (seine große Gürteltasche deutet auf Kellner hin) in der Stadtwerkstatt, schrie selbst auch mal "I orweit do". Anmerkung Nr. 2: Ca. 10 Minuten vor seinem "Auftritt" waren zwei Bar-Mitarbeiterinnen, die den Laden dicht machten, unterwegs und haben sämtliche Glasflaschen eingesammelt und alle anwesenden Grüppchen freundlich darum gebeten, die Flaschen und sonstigen Müll mitzunehmen, da die Stadtwerkstatt sonst "wieder" eine Anzeige kriege.

Übrigens: Auch auf dieser Uferseite saß ein Grüppchen mit Hunden ("Menschen mit Hunden" als neues Synonym für "[Pseudo?]Punks"?) - und schimpfte heftig auf drei unserer Freunde, denen beim Nachhausegehen eine Flasche runterfiel. Die Beschimpfungen wurden noch dreckiger, als sie sich zu rechtfertigen begannen, sie hätten das doch nicht absichtlich gemacht. Die Moral wird dann am schirchsten, wenn man glaubt, irgendeine Moral vertreten zu müssen. So gesehen frage ich mich, wie effektiv die neue Punk-Politik in Linz [gibts das überhaupt?] ist, wo man Punks offenbar zu Putzpersonal umerziehen will - und raus kommen aggressive Sauberkeitsfaschisten (die dann ja selber auch nicht immer so sind, wie sies von anderen lautstark einfordern - aber das ist ja der Punkt bei dieser Ordnungsmoraloffensive, die hier eher unschöne Früchte zeigt).

ach ja, die Provinz

Und jetzt zum provinziell eigentlich relevanten Teil - das da oben waren nur bisher in diesem Ausmaß und in dieser Dichte ungekannte Aspekte eines werktäglich-abendlichen Linz an den beiden Uferseiten.

Es ist Dienstagnacht. Mitternacht. Die Straßenbahn stellt - wie alle anderen öffentlichen Verkehrsmittel der Stadt - ihren Dienst ein. Es gibt keine Nachtlinien - obwohl die letztes Jahr eingeführt wurden (aber offenbar nur für die Wochenenden, und übrigens ohnehin nur auf 3 Strecken). Man geht zum "Nahversorger", einem Billig-Laden, der als einzigen Öffnungszeitenhinweis "täglich ab 19 Uhr geöffnet" aufweist. Natürlich geschlossen (obwohl ich mich erinnern kann, dass der werktags immer bis 2 und an Wochenenden noch länger offen hatte). Man geht also - wie gesagt - zur Stadtwerkstatt - kurz nach Mitternacht - am Schließen. Auch hier hatte man werktags üblicherweise bis 2 Uhr oder länger geöffnet. Aber gut, es sind ja Ferien, alle in Italien, Mallorca, Kroatien und Türkei - oder was, etwa nicht?

Na dann geht man halt mal was essen... das ist in Linz grundsätzlich schon nicht einfach (wenn man nicht gleich ins Restaurant will), aber am Abend besonders schlimm. Im Gegensatz zu Wien gibt es nicht ansatzweise diese Dichte an Imbissbuden, schon gar nicht diese Vielfalt (oh ja, im Vergleich zu Linz sind die Wiener Kebab- und Würstelbuden samt vereinzelten Nudel-Buden extrem vielfältig - je nach Standort unterschiedliche Zutaten, Größen, Varianten...) - aber in Linz: ein Kebabstand am Hauptplatz, drei, mittlerweile alle vom selben miesen Anbieten, an der Landstraße. Ein Lichtblick beim Schillerplatz, aber von der Donau ist das dann schon 20 Gehminuten entfernt. Von den Würstelständen reden wir gar nicht. Mies, teuer. Jener Stand, wo das Essen am wenigsten mies ist, gilt in Linz dann den Connaisseuren als "Gourmet". Da die Stände in der Innenstadt alle mies sind, hat logischerweise jeder einen anderen Stand als "besten" in Erinnerung. Da man dann aber doch nicht ständig über die (enttäuschende) Qualität der Würstelstände reden will, einigt man sich üblicherweise darauf, den "Warmen Hans" (wohl aufgrund seiner mutigen Namensgebung) als "Kult" und "Feinschmecker-Tipp" zu bezeichnen. Wenn man dort aber einen Bosna bestellen will, kriegt man nur einen "Bosna-Burger", der in etwa so attraktiv ist, wie die "Semmel mit Bratwurstschnecke" bei Billa. Der letzte gute Bosna-Stand im Innenstadtbereich war meiner Ansicht nach jener, der vor dem (damals noch nicht gebauten) Lentos stand und in einem blauen Container untergebracht war. Klingt vielleicht nicht besonders verlockend - aber es war der beste. Das was man jetzt in Linz überall kriegt ist immer das selbe - bloß: es wird gefühlte drei Mal jährlich um 10 Cent teurer. Mittlerweile steht die kleine Bosna irgendwo bei € 2,10 oder drüber. Angefangen hat das ganze bei 20 Schilling bzw. 1,4 €. Schwacher Trost: Die Bosna schmeckt hier wenigstens nach Bosna - auch wenn es bessere geben könnte. In Wien hat sich die Kunst des Bosna-machens noch nicht wirklich durchgesetzt - und man hat sicher nicht bei den Meistern abgeschaut. Seltene Ausnahmen ausgenommen.

Allerdings: Unter 3 € geht in Wien gar nix. Während du in New York für 3 € in etwa drei Hot Dogs mit Ketchup, Senf und Sauerkraut essen kannst, kriegst du in Wien dafür nur einen - aber so groß, dass man fast eine Familie damit einen halben Tag ernähren könnte. Etwas weniger, dafür etwas besser, wär hier durchaus keine schlechte Idee. Und wozu liegt eigentlich in jedem Würstelstand das ganze Sauerkraut herum? Ums neben die Wurst zu patzen? Warum ist noch niemand außerhalb der USA auf die Idee gekommen, Sauerkraut - was typisch deutsch/bayrisch/österreichisches gibts kaum - in den Hot Dog zu... gut, hier müsste man sagen: stopfen; aber eigentlich sollte man das Brötchen ja aufschneiden, wie beim Bosna - für den allerdings schon eine Zwiebel-Curry-Sauce vorgesehen ist.

Soviel mal zur Ausgangslage ;) Um rasch zum Punkt zu kommen: es hatte alles zu. Alles, was selbst in Linz üblicherweise (auch werktags) nicht vor 4, oder gar nie, geschlossen hat, hatte schon vor 1 Uhr zu. Der "Warme Hans", der lahme Kebabstand am Hauptplatz (vom zweiten lahmen Kebabhaus red ich gar nicht, das ist die Worte nicht wert, ist mir egal ob der offen hatte oder nicht... da steht sogar ein Glückspielautomat drin... schon alleine das... aber um den gehts mir eigentlich gar nicht... nein, das ist einfach nicht die Rede wert), der McDonalds sowieso und weiter als das wollten wir auch nicht mehr gehen. Letzte Hoffnung: Der Leberkas-Pepi (ja, der heißt wirklich so!) - und tatsächlich: die Gestrandeten der Nacht finden sich beim Leberkas-Pepi ein, um sich noch ein paar Leberkas-Semmerl in den Mund zu schieben, bevor sie, so wie ich, glücklich mit einer Paste aus toten Tieren gefüllt, nach Hause fahren (oder gehen, wenn man in Linz wohnt und sich kein Taxi leisten kann). Ich habe ja das Glück, dass meine Heimatgemeinde das (Anrufsammel-)Taxi zahlt (machen fast alle Nachbargemeinden von Linz). Sprich: Ich fahre wenns sein muss alleine mit dem Taxi heim - den Rest zahlt die Gemeinde. So hab ich das zumindest verstanden. Und das erklärt dann auch, warum ein Taxifahrer wegen einer Person, die nur lahme 4,4 € auf 11 Kilometer zahlt, überhaupt nach hause bringen sollte.

Ja, es ist schön, wieder in Linz zu sein. Und wer glaubt, nach den Schilderungen am Anfang müsste ich mich ja schon auf die Bürgergestapo freuen, der irrt. Die Stadtwache, die Dobusch nach einer gewonnenen Wahl (vor der er eine Stadtwache ausgeschlossen hatte) grundlos der FPÖ, samt gesamten neuen Sicherheitsressort, quasi als Spielplatz für Hobby-... [überlegts euch selber was, hab keine Lust mir von der Partei, die das "freie Wort" des "einfachen, kleinen Mannes" hochhält eine Klage wegen meiner Meinung aufhalsen zu lassen. Und ja, die verklagen auch Blogs. Und ja, womöglich auch diesen, kleinen, unbedeutenden, irrelevanten] geschaffen hat. Eines kann aber gesagt werden: Jenem Mann, den SPÖ-Dobusch grundlos ein eigens geschaffenes Sicherheitsressort samt dutzende Mann (und Frau?) starker Stadtwache schenkt, wurde einst beim Bundesheer eine Offiziers-Karriere verweigert, aufgrund seiner Nähe zu rechtsextremen Kreisen. Viele würden ja behaupten, sowas gibt es doch nicht, dass man beim Bundesheer "zu rechts" sein kann. Aber ja, es scheint tatsächlich möglich, auch mal einen positiven Eindruck vom Bundesheer zu gewinnen. Das wäre eigentlich ein schöner, positiver Schlussatz, doch ich bevorzuge, zu betonen, dass ich der festen Meinung bin, dass eine Stadtwache A) prinzipiell und B) unter den tatsächlich schlechtest-denkbaren personellen Umständen die Lage in Linz nur verschlimmern, ja vielleicht sogar zum eskalieren bringen wird. Man stelle sich mal vor, wie von der FPÖ zusammengestellte Patrouillen mit Persilschein von der Stadt die Straßen "sicher" machen werden. Zeitungsberichte verlauten ja bereits, dass Dobusch nun doch allmählich etwas zurücksteckt und der Stadtwache, die nun irgendwie "Ornungsdienst" oder so heißen soll, weniger Rechte und weniger Waffen geben will. Das verstärkt den Eindruck, der FPÖ lediglich ein Spielzeug zum Wählerfang am rechten Rand zu geben, allerdings nur.

Dienstag, 20. Juli 2010

Wahre Gutmenschen

Der Chefpoet der Kronen-Zeitung, Wolf Martin, klärt auf: "[...] Ein guter Mensch ist wirklich gut, ein Gutmensch ist, wer nur so tut." (20.7.2010) - und schafft damit mehr neue Fragen als Antworten. Schließlich ist anzunehmen, dass die redaktionellen Mitarbeiter der Kronen Zeitung ihre Texte als einen "guten" Beitrag für ein "besseres Österreich" verstehen. Da die Krone aber den Beitrag von Menschen für Österreich, die selbst nicht in Österreich geboren sind (und weder reich noch prominent sind) grundsätzlich nicht besonders zu schätzen scheint, und daher Artikel und Kommentare, die für eine harte "Ausländerpolitik" plädieren als "guten" Beitrag für ein "besseres Österreich" verstehen, stellt sich die Frage: Sitzen die wahren Gutmenschen in der Krone-Redaktion?

Montag, 12. Juli 2010

Anti-Repressionsdemo in Wien, 12. Juli 2010 - Solidarität mit den drei U-Häftlingen...

Am Montag, 12. Juli, fand eine kurzfristig anberaumte und angemeldete Demo gegen Repression in Wien statt. Unter dem Titel "Gemeinsam gegen Repression - Solidarität mit den drei in U-Haft sitzenden Personen" wurde gegen jüngste Razzien und Festnahmen der Polizei protestiert, die in ihrer Vorgehensweise stark an die Tierrechts-AktivistInnen-Causa erinnern.

Am 6. Juli wurden drei WGs in Wien von der Polizei gestürmt, dabei wurden drei Personen in U-Haft genommen. Zeitgleich, gegen 16 Uhr Nachmittag, wurde das Vereinslokal des Kulturvereins Kaleidoskop (der sich übrigens ausdrücklich auch gegen Polizei-Repression wendet, vgl. Juli-Programm-Flyer) auseinandergenommen. Die Beschreibung der Vorgehensweise der Polizei bei dieser Razzia erinnert eher an Einbruchsdiebstahl: Türe eingetreten und Schloss aufgebrochen, Computer, Festplatten und auch der Tresor und die Handkasse wurden neben anderen Dingen (wie z.B. Seifenblasenlauge [!?]) mitgenommen. Informiert wurde auch nach der "Tat" niemand, immerhin ließ man die Feuerwehr die Türe wieder verschließen.

Warum?

Der Vorwurf, der den drei Verdächtigen gemacht wird, lautet, dass sie an einer Aktion gegen das Arbeitsmarktservice (AMS) am 29. Juni 2010 beteiligt waren, bei der Mülltonnen angebrannt wurden. Der Verein "Kaleidoskop" soll der Polizei zufolge als Vorbereitungs-, Ausgangs- und Lagerort der Aktion gedient haben.

Welche Aktion?

Obwohl die in der Stellungnahme von Kaleidoskop genannten Links zu "mehr Infos dazu" auf mittlerweile gelöschte Indymedia-Seiten verweisen, lassen sich - auch auf Indymedia - rasch andere Quellen finden. Die aussagekräftigste ist wohl diese hier (linksunten.indymedia.org), da hier sogar Fotos und ein Video (das verlinkte Video auf vimeo wurde zwar auch bereits gelöscht, doch findet sich das vermutlich selbe Video auch direkt auf einem indymedia-Server) der "Tat", einer Art Brandanschlag auf Mülltonnen im Eingangsbereich des AMS, beinhaltet. Diese Aktion nannte sich "BRANDZEICHEN SETZEN! - Direkte Aktion beim Arbeitsmarktservice Redergasse in Wien" Das AMS wurde demnach als "zentrales Organ des Kapitalismus" zum Ziel, da dort Menschen zur Ausbeutung am Arbeitsmarkt diszipliniert würden.

So what?

Unabhängig davon, wer die Tat begangen hat, wie man zu diesem Brandanschlag (anders kann das wohl nicht bezeichnet werden) steht und wie sinnvoll es ist, als Täter oder eingebundener Zeuge Fotos und ein Video zu machen und diese auch noch auf mehreren Webseiten hochzuladen, muss man letztlich nüchtern feststellen: Die "Brandzeichen"-Aktion gegen das AMS ist rechtlich gesehen reine (wenn auch vorsätzliche) Sachbeschädigung. Aber seit wann wird man wegen Verdachts auf vorsätzliche Sachbeschädigung tagelang in U-Haft genommen? Überseh ich da als Nicht-Jurist etwas? [Nachtrag: Danke an die Juristen unter uns ^^]

Und mit welcher Begründung wird die U-Haft länger als zwei Tage aufrecht erhalten? Tatwiederbegehungsgefahr? Fluchtgefahr? ...spätestens ab jetzt wirds merkwürdig! Und ein Vereinslokal - das praktischerweise fast ums Eck liegt - soll die Basis für diese Aktion gewesen sein? ...spätestens jetzt riechts nach § 278a - Bildung einer kriminellen Aktion! Offenbar zielt das Vorgehen der Polizei (Staatsanwaltschaft) auf diesen Paragraf hin ab. Sachbeschädigung als vergleichsweise banales Delikt reicht dem Staat nicht aus. Er will nicht die Tat ahnden, er will die politisch motivierten TäterInnen dauerhaft aus der Gesellschaft entfernen.

Ein solch energisches Vorgehen gegen politisch motivierte "Delikte" legt der Staat selten an den Tag, wenn die Täter gegen Minderheiten, Linke oder - ja, auch hier - den Staat vorgehen und agitieren. Ob es dabei die "richtigen" trifft, diese Frage stellt sich für die Behörden bei Linken gar nicht. Der Verein liegt ums Eck, die Leute sind links - ab in den Knast, da lässt sich schon was konstruieren... Notfalls reichen ja auch fehlende Beweise als Beweis, wie man im TierschützerInnen-Prozess staunenden Auges mitverfolgen darf.

zunehmende (?) Repression unter Fekter - überall

Folgerichtig stellten die Initiatoren der Demo, dem Vernehmen nach das dem Verein Kaleidoskop übergeordnete Kunst-, Kultur- und Medien-Netzwerk KuKuMA, eine Verbindung zwischen anderen Repressionsfällen, insbesondere in Bezug auf Paragraf 278a, und den jüngsten Razzien her, wie etwa den harten Urteilen gegen Anti-Fekter-DemonstrantInnen in Salzburg, denen "schwere Körperverletzung" (jede Berührung mit einem Polizisten (was als Rempeln oder Schubsen ausgelegt werden kann und oft auch wird) ist rechtlich gesehen "schwere Körperverletzung", "leichte" gibt es hier nicht!) angedichtet wurde, die Gewaltorgie gegen 1. Mai-DemonstrantInnen in Linz 2009 (in der Folge wurde auch hier jenen, die man wahllos aus der Menge gezerrt hat, "Widerstand gegen die Staatsgewalt" und "Schwere Körperverletzung" vorgeworfen, jedoch wurden letzendlich alle frei gesprochen), der stundenlangen Einkesselung und Anzeigen-Sintflut gegen 673 Teilnehmer und Nicht-Teilnehmer der NO-WKR-Ball-Demo, die bekanntlich auf "Anweisung von oben" derart massiv unterdrückt wurde, oder auch zuletzt die Vorfälle an der "Goodbye Daddy's Pride"-Demo... näheres zu diesen Zusammenhängen und eine Übersicht über jüngste Anti-Repressions-Demos und -Aktionen auf Indymedia.

Demo

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[Bild rechts: Immer mit dabei, die Zivi-Kieberei...]
Die Demo selbst ist (zum Glück) in wenigen Worten abzuhandeln, da sie friedlich und ohne jeglichen Zwischenfall verlief. Die Polizei verzichtete ebenso auf Provokationen wie auch (selbstverständlich) die TeilnehmerInnen der Demo. Da die für 16 Uhr angekündigte Demo aber erst um 17 Uhr startete und nach 18 Uhr das PAZ Hernalser Gürtel erreichte, hatte es die Polizei etwas eilig, die DemonstrantInnen von der Straße zu bringen (entweder war die Demo planmäßig nur bis 18 Uhr angekündigt oder die Polizei wollte generell den (Abend-)Verkehr(sterror) am Gürtel nur so kurz wie möglich aufhalten), was aber reibungslos verlief - schließlich war die Wiese im Schatten des Gürtelbogens ohnehin attraktiver als das aufgeheizte Pflaster und eigentlich war, der Ankündigung zufolge, schon für 18 Uhr der Beginn der After-Soli-Party im TüWi geplant (wohin viele auch rasch abzogen).

Um 16 Uhr befanden sich erst wenige Personen, etwa ein bis zwei Dutzend, am Treffpunkt am Schottentor, vor der Uni. Erst gegen 16:30 schien das Potential einer kurzfristig anberaumten Soli-Demo an einem heißen Sommernachmittag in der zweiten Ferienwoche ausgeschöpft zu sein, als etwa 75 Personen da waren. Als die Demo kurz nach 17 Uhr los zog, waren es schließlich über 150 Personen, was für eine gute Organisation, Vernetzung und Vorbereitung spricht - wenn man diese Demo mit anderen, zumeist wesentlich länger und umfangreicher angekündigten, der jüngeren Zeit vergleicht. Ebenfalls (leider) keine Selbstverständlichkeit (wie man zuletzt am Bildungsaktionstag im Juni an der Kundgebung vor dem Parlament und der anschließenden Demo gesehen hat): es gab Transparente, und zwar einige und aussagekräftige. Auch Flyer gab es mehr als genug, mit denen insgesamt ca. mehrere Hundert interessierte Passanten informiert wurden.

Die durchgehend von mehr oder weniger vielen Personen gerufenen Parolen lauteten u.a. "Solidarität muss Praxis werden - Feuer und Flamme den Repressionsbehörden" und irgendwas, das mit mit "...Freiheit für alle politischen Gefangenen" endete (wobei auf Intervention einzelner das "politischen" aus der Parole entfernt wurde). Je näher die Demo zum PAZ Hernalser Gürtel zog, desto öfter waren auch Anti-Abschiebungs-Parolen zu hören, etwa gegen die "Festung Europa", "no border, no nation, stop deportation" und am Hernalser Gürtel schließlich auch - wir erinnern uns - "solidarité avec des sans papiers".

Das sichtbare Polizeiaufgebot war vergleichsweise gering. Ein halbes Dutzend Kleinbusse, ein paar Streifenwägen, ein paar Motorräder. Insgesamt vielleicht 50 bis 100 PolizistInnen. Kein Vergleich zu früheren, ähnlich großen Demos. Die Polizei hat vermutlich - wie auch ich - mit deutlich weniger DemonstrantInnen gerechnet. Eine kürzlich stattgefundene Anti-Rep-Demo in Wien, an der ich nicht war, soll etwa 50 Personen gezählt haben.

Die Demoroute: Vom Schottentor über die Alserstraße zum Landesgericht, gegen den Uhrzeigersinn 1,5 Mal ums Landesgericht, dann die Florianigasse und Skodagasse zur Josefstädter Straße, von dort schließlich zum Gürtel mit Ziel PAZ Hernalser Gürtel. Dort angekommen war die Demo gegen 18:20 Uhr, um 18:30 war die Fahrbahn auch schon wieder frei.
 
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