Freitag, 13. April 2012

Aktion für Freifahrt am Freitag den 13. April - "Wien muss Tallinn werden!"

[letztes Update: 15.4.; alle Fotos (c) Michael Einkemmer Mitterer / Scans: FMO]

"Das F13-Netzwerk verwandelt bereits seit 2002 die mythischen
«Unglückstage», wie er mit dem Freitag, 13. April einmal mehr ins Haus steht, in Tage der überraschenden Straßenaktionen."

So wurde diesen Freitag, 13. April 2012, zur "Fahrscheinkontrolle einmal anders" aufgerufen. Ein rund 10 Personen starkes Kommando der Wiener Rebel Clown Army traf gegen 12:30 Uhr beim Treffpunkt vor der U4-Station Pilgramgasse ein. Unterwegs mit der U4 zur Station Landstraße/Wien Mitte wurden die Passagiere zur "Zahnsteinkontrolle" aufgefordert - wer (nach dem geschulten Auge der Clowns) Zahnstein aufwies, wurde mit einem Zuckerl bzw. ab Wien Mitte wahlweise auch mit einem Stamperl Schnaps belohnt. Andere Clown-Soldat/innen verteilten überhaupt gleich kleine weiße Zetterl mit handgeschriebenem "Wiener Linien-Ticket"-Schriftzug drauf.

An den Bahnsteigen der U-Bahn wurde - im Einklang mit den Lautsprecher-Durchsagen - für die Sicherheit der Fahrgäste gesorgt, beim Ein- und Aussteigen der Weg gewiesen, sowie zum "gehen auf der weißen Linie oder einer der anderen Wiener Linien" aufgefordert - "nur zu ihrer Sicherheit" natürlich. Im Gleichschritt, dem Marshmallow-Marsch, erreichte man bei der Station Wien Mitte das Tageslicht, wo bereits knappe 10 Wiener Linien-KontrollorInnen bzw. "Betriebsaufsicht" am Ausgang warteten, sowie rund 20 Augustin-VerkäuferInnen und Solidarische. Es wurden Flyer mit der Aufschrift "Wien muss Tallinn werden" (dort gibt es kostenlose Öffi-Nutzung ab 1. Jänner 2013) verteilt - diese waren jedoch bald vergriffen.


Die Wiener Linien-MitarbeiterInnen versuchten sich anfangs noch gegen das fotografieren und mitfilmen zu wehren (etwa mit der Begründung, in U-Bahn-Stationen sei das Filmen verboten - dabei hängen doch in allen Stationen hunderte, ja tausende Kameras) - verloren aber bald die Motivation, zumal insbesondere die Clowns auf keinerlei Anweisungen reagierten (zumindest nicht im Sinner der Wiener Linien) und mit Absperrband immer wieder Eingangs-Bereiche zu Stationen oder U-Bahnen (teilweise) absperrten.

Ernster Hintergrund der Aktionen ist die Ausgrenzung von sozial schwächeren aus öffentlichen Verkehrsmitteln, mit Gefängnisstrafen als kontraproduktive (da für die öffentliche Hand noch teurer) Bestrafungsmaßnahmen: "... einen armen Menschen - der 100 Euro Strafe wegen Schwarzfahrens zahlen muss, die er nicht bezahlen kann - in ein Polizeigefängnis zu stecken, was der Gesellschaft 150 Euro pro Gefangenen pro Tag kostet, ist vollkommen absurd. ..."

Von Wien Mitte aus gings weiter Richtung Praterstern - stets begleitet von den zahlreichen Wiener Linien-MitarbeiterInnen, die jedoch weder Tickets kontrollierten noch sonst irgendwie einschritten (von ein paar übervorsichtigen Eingriffen an den Bahnsteigen abgesehen). Teilweise vermischten sich Clowns (in gelben Warnwesten!) und Wiener Linien-MitarbeiterInnen (in gelben Warnwesten!) - zahlenmäßig jeweils in etwa gleich viel - in den Haltestellen-Bereichen so sehr, dass für Außenstehende ein sehr merkwürdiger Eindruck entstanden sein muss ...

--> WienTV.org (Beitrag folgt in den nächsten Nachrichten am 17. April) und OKTO haben die Aktionen mitgefilmt

Am Praterstern stieß eine Gruppe "Hexen" dazu, die mit aufwändiger Kostümierung und Schminke, sowie Besen, auch noch sämtliche Securities des Bahnhofes anlockten, die sich den umherstehenden Wiener Linien-Angestellten in ähnlich ratlosen Blicken anschlossen. Der Billa wurde vorübergehend mit Absperrbändern gesperrt (zumindest der Ausgang), eine großangelegte Reinigungsaktion der Clowns wegen einer umgekippten Bierdose zog für viele Minuten die Aufmerksamkeit zahlreicher PassantInnen auf sich. Auch hier griffen die Securities nur kurz ein, da ihnen die Blödeleien der Clowns schlicht zu blöd wurden, um sich mit ihnen ernsthaft "anzulegen" ... Polizei war zu keinem Zeitpunkt anwesend, ernsthafte Zwischenfälle gab es keine.

ganz ohne Polizeieinsatz gehts dann wohl doch nicht ...
Nachtrag 15.4.: Bei der Weiterfahrt der "Hexen" vom Praterstern zu einem Videodreh im siebten Bezirk wurde die U-Bahn in der Station auf Betreiben der Wiener Linien und der Polizei an der Weiterfahrt gehindert, die (lauten, aber friedlichen) "Hexen" wegen des Vorwurfs, sie würden Sachbeschädigungen verursachen, mussten die U-Bahn verlassen. Der mehrstündige Einsatz der 10-köpfigen "Betriebsaufsicht"-Special Forces hat sich also doch noch eine Rechtfertigung verschaffen können.

Ebenfalls Teil des F13-Aktionstages war der freie Eintritt ins Wien Museum, wenn am Eingang ein "Augustin" vorgezeigt wurde.

F13-Abendprogramm

Ab 18 Uhr ging es mit Volxküche im Venster99 am Gürtel weiter. Dort, sowie nebenan im Einbaumöbel, fand ab 21 bzw. 22 Uhr die Anti-Inquisitionsparty statt. Im Rahmen dieser fand die beliebte Guten Tek-Reihe eine weitere Fortsetzung während nebenan das "Mario & Luigi DJ Team" mit "Special Guests" zum "8bit / Breakcore-Massaker" antritt (und das Einbaumöbel zum beben und bersten brachte). Verkleidete Hexen und Ziegenböcke erhielten einen Gratis-Cocktail an der Cocktailbar. Etwa 300 Leute kamen und tummelten sich bis frühmorgens in und vor den beiden selbstverwalteten Räumlichkeiten am Alser Gürtel. Auch im Tüwi wurde unter "F13"-Vorzeichen mit einer 80ies-Party gefeiert.

--> auch in Zukunft: Freitag der 13. ist Aktionstag! dranbleiben: http://www.f13.at
 
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