Freitag, 19. Dezember 2008

Manipulative ORF-Berichterstattung zu israelischem Luftangriff

Was beim Ansehen der TV-Nachrichten des ORF (ZIB, 19.30h) und ARTE (Arte-Info, 19.45) am 18. Dezember 2008 in der Berichterstattung über die Beendigung der 6-monatigen Waffenruhe von palästinensischer Seite auffällt: ein absoluter Gegensatz. Während der ORF von einem israelischen Luftangriff spricht und dies mit der Beendigung der Waffenruhe der Hamas in missverständlichen Zusammenhang bringt, liefert ARTE die zum richtigen Verständnis notwendigen Hintergrundinformationen mit, die da wären: seit zwei Tagen fliegen Raketen aus Gaza auf Israel. Der Luftangriff erfolgte danach.

So beruft sich der ORF in seinem in der Meldungsübersicht kompakt verpackten Beitrag offenbar bloß auf Angaben einer Seite, nämlich der "radikalislamischen Hamas". Denn diese wird offenbar zitiert, als der Grund für das Ende der 6-monatigen Waffenruhe mit Israel genannt wird: Israel habe vergangene Nacht "Bombenangriffe gegen Einrichtungen in Gaza geflogen". Zu sehen ist ein zerstörtes Haus bzw. ein Bombenkrater.

Nunja, über die Aufkündigung der Waffenruhe vonseiten der Hamas wurde in den letzten Tagen schon wiederholt berichtet. Als Begründung wurde hierbei immer genannt, dass die Hamas den vor 6 Monaten in Kraft getretenen Waffenstillstand als auf 6 Monate befristet ansieht. Der ORF nennt nun allerdings einen Bombenangriff Israels als Grund für das Ende der "6-monatigen Waffenruhe" - als ob der gestrige Angriff, sofern er denn statt gefunden hat (siehe nächster Absatz) - Schuld für das Ende des Waffenstillstandes tragen würde.

Ein völlig anderes Bild ergibt sich bei Betrachten von ARTE-Info, nur wenige Minuten später auf ARTE. Dort beginnt der Beitrag mit Bildern von startenden Raketen und israelischen Polizisten an einem offenbar getroffenen Ort. Eingeleitet wird der Beitrag mit "Neuer Gewaltausbruch zwischen Israel und Palästinenser. Den zweiten Tag in Folge schossen radikale Palästinenser aus dem Gaza-Streifen Raketen auf israelisches Gebiet". - Wie bitte? Den zweiten Tag in Folge? Palästinenser schießen auf Israel? Vor Ablauf ihrer eigenen Waffenruhe-Frist? - Keine Rede davon im ORF! Dort flog lediglich Israel einen Luftangriff auf Gaza, kein Wort von palästinensischem Raketenbeschuss, der diesem Luftangriff vorher ging! Ganz im Gegenteil. Der israelische Luftangriff wird sogar als Begründung für die Beendigung der Waffenruhe von palästinensischer Seite bezeichnet!

Aber es geht noch weiter, man kommt als ZIB-Seher aus dem Staunen nicht mehr heraus, ARTE weiß noch mehr! Bei den Angriffen der Palästinenser wurden 2 Israelis verletzt, beim Gegenschlag der israelischen Luftwaffe ein Palästinenser getötet.

Nun stellt sich natürlich die Frage: Wie kann es sein, dass der ORF einen derart unseriösen, bis zur Verfälschung und Verdrehung der Tatsachen unvollständigen Bericht bringen kann, während ARTE es schafft, beide Seiten zu betrachten und sogar noch eine Chronologie hineinzubringen. Hat denn der ORF keinen Korrespondenten in Tel Aviv? Und abgesehen davon: ist es dem ORF nicht möglich an Quellen zu den aktuellen Ereignissen in Israel und dem Gaza-Streifen heranzukommen? Oder gibt es dort nur französische Journalisten, die nur französisch sprechen, und die der ORF nicht verstehen kann?

Also ich will da gar nicht groß weiter spekulieren, es ist einfach nur unglaublich, dass man innerhalb von 15 Minuten auf zwei verschiedenen öffentlich-rechtlichen Sendern um 180 ° verdrehte Meldungen zum selben Ereignis erfahren kann, wobei die Glaubwürdigkeit aufgrund der detaillierten und umfangreicheren Berichterstattung (obwohl sie ebenso in einer Meldungsübersicht verpackt war) um einiges mehr bei ARTE Info liegt.

Kein Wunder dass einem als Österreicher der Israel-Palästina-Konflikt nur zum Hals raushängen kann, wenn man in der meistgesehenen Nachrichtensendung derart mies informiert wird. Dass dies durch andere Medien kaum kompensiert werden könnte, wird einem sofort klar, wenn man weiß, welche die meistgelesene Zeitung des Landes ist.

Dennoch: Eine mangelnde Israel-Sensibilität, die in diesem Beispiel sogar als Israel-Feindlichkeit ausgelegt werden könnte (Israel wird die Rolle des Aggressors, des Friedensbrechers zugeschoben, ohne Erwähnung vorhergehender palästinensischer Angriffe), hätte ich mir im ORF, der für sein gut ausgebautes Korrespondenten-Netzwerk bekannt ist, das auch Israel miteinschließt, nicht gedacht. Ich bin zutiefst erschüttert und enttäuscht!

Was in der Medienberichterstattung auf der Strecke bleibt


Maritimer Grenzstreit zwischen Slowenien und Kroatien. Slowenien, das über nur wenige Kilometer Küste zum Mittelmeer (Adria) verfügt, dort aber einen (umso wichtigeren) Hafen (Koper) betreibt, beansprucht einen größeren Teil der Bucht von Piran sowie einen freien Zugang zu internationalem Gewässer. Kroatien blockiert sein Jahren; die aus der Zeit Jugoslawiens stammenden, einst unbedeutenden inländischen Seegrenzen, würden durch einen baldigen EU-Beitritt Kroatiens quasi festzementiert. Slowenien hat daher, nicht zuletzt im Interesse der EU, die Konflikte zwischen Mitgliedsländern sicher nicht importieren will, Veto gegen die Fortführung der Beitrittsverhandlungen mit Kroatien eingelegt - und wird dafür von Kroatien, aber auch (österreichischen) Medien heftig kritisiert.

Konkret beziehe ich mich auf die Zeit im Bild (ORF 2, 19.30h, 18.12.2008): Dort wird der Beitrag über den slowenisch-kroatischen Grenzstreit eingeleitet mit den Worten "Kroatien spricht von Erpressung, die EU-Kommission ist verärgert"; auch der weitere Bericht stellt die ganze Causa als "strategisch wohl überlegt" dar und suggeriert, dass Slowenien eigentlich nur Ärger wolle und Kroatien unschuldiges Opfer einer slowenischen Intrige ist. Relativierende Aussagen, wie die Bedeutung (wirtschaftlich, psychologisch) eines freien Zugangs zur offenen See für Slowenien, sind nicht zu hören.

Auch ARTE-Info, zum Teil auch auf den Standard, der die Causa mit "EU-Beitritt: Slowenien blockiert Kroatien" betitelte, sprechen/schreiben in erster Linie von der Verzögerung der EU-Beitrittsverhandlungen, der Kroatien dadurch entsteht, und der Empörung über Slowenien von Seiten Kroatiens, der EU-Kommission und Verbündeter Kroatiens, wie etwa Österreich, dessen neuer Außenminister Spindelegger Worte des tiefen Bedauerns für diese Verzögerungen findet, aber offenbar kein Verständnis für Slowenien.

Tenor der Medien ist, sofern ich deren Berichterstattung mitverfolgen konnte (ORF, ARTE, zum Teil Der Standard), dass es eine Unart Sloweniens sei, sein Veto-Recht aufgrund von Streitigkeiten mit Kroatien auf EU-Ebene als Druckmittel einzusetzen. Der Kern des Problems, dass Slowenien zwar eine Küste und einen internationalen Hafen hat, aber keinen Zugang zu freiem, internationalem Gewässer, wird als Randerscheinung behandelt. Schiffe, die also den slowenischen Hafen von Koper ansteuern, müssen Gebühren für die Durchquerung von wahlweise kroatischem oder italienischem Hoheitsgewässer berappen. Denn in der Adria grenzt Kroatien direkt an Italien - Slowenien wird dabei übergangen. Der Hafen ist maritim gesehen somit eine Enklave. Die See-Grenzen sind in der Zeit Jugoslawiens begründet, als sie lediglich inländische, unbedeutende Verwaltungsgrenzen darstellten.

Slowenien fordert daher zurecht einen Verbindungskorridor zwischen seinem Hoheitsgebiet und dem internationalen Gewässer. Kroatien - mit eigenen Häfen natürlich in Konkurrenz zu Slowenien - dessen Hoheitsgebiet zur See einem solchen wenige Kilometer langen und schmalen Korridor weichen müsste, verhindert dies seit Jahren und offenbar scheint es kein Interesse daran zu haben, daran etwas zu ändern. Slowenien bleibt also nichts anderes über, als der Causa auf EU-Ebene neues Gewicht zu verleihen, um die Absurdität des kroatischen Blockade-Spiels aufzuzeigen. Dass Slowenien auch noch einen größeren Teil der Bucht von Piran fordert wird wohl kaum der Punkt des Scheiterns sein. Vermutlich dient diese Forderung lediglich, um Kroatien Verhandlungsspielraum zu gewähren, sodass Kroatien im Falle einer Lösung bezüglich dem internationalen Korridor zumindest einen Erfolg bei den Hoheitsansprüchen auf die Bucht von Piran vorweisen könnte.

Dass Österreich in diesem Streit wieder ein Mal deutlich für Kroatien Partei ergreift, ist ein falsches Zeichen. Kroatien ist zwar das größere und wirtschaftlich für österreichische Unternehmen bedeutsamere Land, aber der slowenische Hafen Koper hat für international agierende österreichische Unternehmen ebenso große Bedeutung. Eine diplomatischere Vorgangsweise würde dem neuen Außenminister Spindelegger in dieser Causa gut anstehen. Wobei betreffend Diplomatie gerade die Vorgängerin, die langjährig erfahrene Plassnik, um nichts rücksichtsvoller war. Ganz auf Linie der ÖVP machte sie sich scheinbar bedingungslos für eine rasche Aufnahme Kroatiens in die EU stark.

Sonntag, 9. November 2008

Krone hat die Leser, die sie anspricht - eh klar; Aber für die, dies noch nicht wissen (oder nicht wissen wollen) hier nochmal, wer das eigentlich ist

Die Schreiberlinge der Kronen Zeitung können ihren Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit in der Regel relativ gut verschleiern, sodass die Botschaft zwar beim Leser ankommt, aber im Text nicht direkt ausgesprochen wird. Die Krone-Leser freilich tun sich bei diesem kleinen Kunststück schon deutlich schwerer. Daher findet man bei einem kleinen Artikel, dem der Kronen Zeitung der Gedenktag 2008 der Novemberpogrome vom 9. November 1938 Wert war, auch folgende Kommentare - denen man übrigens auch "zustimmen" kann (ablehnen geht nicht ... das kennen wir doch auch schon von 1938...), wovon andere Leser auch regen Gebrauch machen. (klicken zum Vergrößern)



Nachsatz: Die Kommentare wurden wenig später gelöscht; Zwischen 15.38 und 17.04 ist nun kein Kommentar mehr vorhanden; fragt sich, wieviel die Online-Redaktion da ständig löschen muss, um nicht von der geistigen Beschränktheit eines (sicher nicht kleinen) Teils der eigenen Lesern beschämt zu werden

Mittwoch, 5. November 2008

US-Wahlergebnisdarstellung auf ORF online

Mal abgesehen von den - aufgrund der hektischen Ereignisse und nächtlicher Überstunden in gewissem Maße sicher entschuldbaren vielen kleinen und größeren Pannen der ORF-Wahlberichterstattung auf ORF 2 - gibt es von ORF online noch viel größere Pannen zu berichten.

Die ambitionierte Grafik (java-pop-up), die die aktuellen Auszählungsergebnisse in den USA mit rot (Farbe der Republikaner) und blau (Farbe der Demokraten) eingefärbten US-Bundesstaaten darstellen soll, ist über den US-Wahlartikel von der Hauptseite des ORF (www.orf.at) prominent verlinkt und macht auf den ersten Blick auch einen spektakulären, ansprechenden Eindruck. Die interaktive Gestaltung erlaubt es, mit dem Mauszeiger über die - rot, blau oder nicht eingefärbten - Bundesstaaten zu navigieren um die jeweils vergeben Anzahl der Wahlmänner dargestellt zu bekommen. Auf der rechten Seite finden sich Bilder der beiden Kandidaten Mc Cain und Obama mit der aktuell zuordenbaren Zahl der Wahlmänner. So weit so gut.

Auf den zweiten Blick bemerkt man, dass die Ergebnisse lediglich eine Darstellung der CNN und FOX-Zwischenergebnisse sind - oder was auch immer diese Einfärbung der Staaten bedeuten soll. Denn Endergebnisse gibt es für viele Staaten zum Zeitpunkt der Einfärbung noch nicht. Und Zwischenergebnisse sind relativ unseriös, wenn sie nach 10 % Auszählung veröffentlicht veröffentlicht werden. Was nun die Quelle für die Zuordnung der Staaten als "Wahlergebnis" zu einem der Kandidaten ist, bleibt fraglich. Dass jede Verantwortung für die "Ergebnisse" auf FOX oder CNN abgewälzt werden könnten, ist aber ebenfalls ein Trugschluss, da sich die Grafiken angeblich zwar auf FOX und CNN-Angaben beziehen, aber die Einfärbung der Staaten und "Auszählung" der Wahlmänner samt Darstellung offenbar in den Aufgabenbereich der ORF-Online-Redaktion fällt.

Anders kann folgendes spektakuläres "Auszählungsergebnis", dass die ORF-Grafik für die FOX-Auszählung darstellt, nicht erklärt werden.



Bereits um 2.40 Uhr, also etwa 20 Minuten, bevor ORF 2 die Endergebnisse bekannt gegeben hat, war auf der FOX-Grafik Texas als ausgezählt dargestellt. Texas, der traditionell republikanische Staat, wurde hierbei allerdings Obama zugerechnet - welch Überraschung! Ausgerechnet FOX, die ja nie müde waren, republikanische Wahlkampagnen mit ihren Moderatoren und Kommentatoren zu unterstützen, rechnet also Texas den Demokraten zu? Nein. Nur der ORF stellt dies so dar. Ein Blick auf die FOX-Seite belehrt einem rasch eines Besseren.



Auf der FOX-Webseite werden die Staaten nicht eingefärbt. Aktuelle Zwischenstände oder Ergebnisse erfährt man, wenn man mit der Maus auf den Staat navigiert. Wie in diesem Screenshot zu erkennen ist, kommt die "FOX-Auszählung" keineswegs zu dem Ergebnis, Obama hätte in Texas gewonnen. Der Screenshot stammt von 3 Uhr 15 - der ORF hat Texas immer noch in blau. Die Zahlen und die Einfärbung der Staaten stimmen immer weniger mit der fortschreitenden Verkündung von Ergebnissen auf ORF 2, geschweige denn CNN oder FOX überein. Und obwohl beide Karten seit 2.40 - der Zeitpunkt, als Texas zum ersten mal blau aufschie - mehrmals aktualisiert wurden, ist Texas nach wie vor blau.

Ich betrachte es als politisches Statement, in einer Karte, die sich angeblich auf FOX beruft, ausgerechnet Texas den Demokraten zuzuschreiben. Man kann es natürlich auch als zynischen Witz verstehen. In beiden Fällen leidet allerdings die Glaubwürdigkeit von ORF online - eine Redaktion, die immer wieder mit unglaublich tiefem Schreibniveau, inklusive Sinn- und Rechtschreibfehler auffällt - darunter. Der interessierte Leser wird sich wohl gleich auf www.fox.com oder www.cnn.com begeben, will er sich seriös(er) informiert fühlen.

Donnerstag, 30. Oktober 2008

Wie blöd ist "ÖSTERREICH"?

(zum Lesen des Artikels bitte auf den Artikel/Grafik klicken (Vergrößerung))

Mittwoch, 29. Oktober 2008

Expedition Institutslokalisierung - FTM, Universität Wien

Die Institutslokalisierung erweist sich als äußerst schwierig, wenn man nicht vorher die Pläne im Internet studiert. Blöderweise dachte ich, ich könnte am Heimweg mal schnell in die FTM-Bibliothek schauen um mich in der Referatsliste einzutragen. Blöd nur, dass es auf der (Haupt-)Uni kein FTM-Institut gibt. Also nachfragen: "In der Hofburg" - "Am Michaelerplatz" lautete die Antwort.

Also ging ich zum Michaelerplatz. Die einzige "Türe" die die Hofburg dort hat, ist dieses große Tor, wos links zur spanischen Hofreitschule (Touristenshop, Ticketschalter usw.) und rechts zum Sissi-Museum geht. Andere Türen? Naja, zuerst hab ich keine wahrgenommen. Auf den Plänen die überall auf Metallständern rumhängen sind nur Touristenattraktionen eingezeichnet, von "Uni" keine Spur. Ich begann das Hofburg-Areal zu durchkämmen - auf der sinnlosen Suche nach einem Hinweis auf das Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaften. Überall nur Reitschule, Sissi, Bundesdenkmalamt und Nationalbibliothek.

In der Nationalbibliothek - meiner Ansicht nach unter den eben erwähnten Einrichtungen am ehesten ein Ort um sich nach einer Bildungseinrichtung auf dem Areal zu erkundigen wurde mir nach längerem Überlegen beschieden ... "hmm..." , "ja ich glaub am Michaelerplatz is was" ... - wo?? - "da gibts irgenda stiege"... - aha...

Also zurück zum Michaelerplatz in die finsteren Durchgänge der Hofburg und jede Türe, sei sie noch so finster und verschlossen, daraufhin prüfen, ob man sie nicht öffnen kann oder ob nicht doch irgendwo ein versteckter Hinweis zu finden ist. Gesagt getan, und mit dem neuen Selbstbewusstsein, es gebe ganz sicher so ein Institut zwischen Sissi-Museum, Hofreitschulde und Denkmalamt, wurde ich dann tatsächlich fündig - nach etwa 30 Minuten Suche.

Auf einer Türe in einem der Durchgänge - ich weiß echt nicht mehr welcher - stand irgendwas von diversen Trakten der Hofburg, darunter Nummerncodes und Wörter, die auf die Nutzung der Büros hinter den Klingelnummern verweisen. Auf einer dieser Klingeltasten steht es nun also "100# Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaften" (wahrscheinlich irgendwie abgekürzt, weiß aber nicht mehr wie). Ich klingle also - keine Reaktion. Ich klingle nochmals - wieder kein Erfolg. Ich sehe auf die Uhr - tja, es ist ja schon 16.30! Kein normaler Mensch kann erwarten, dass in Wien um diese Zeit noch jemand arbeitet! Nicht in der Hofburg! (Schließlich kam ich um 15.30 Uhr auch schon zu spät, um mich am Meldeamt als neuer Einwohner Wiens registrieren zu lassen)

Aber siehe da - die Türe geht auch so auf. Drinnen: Stockfinster. Auf den Schildern wird einem der Weg zum Bundesdenkmalamt und irgendwelchen Firmen gewiesen. Immer wieder groß auf einer eigenen Tafel "Dr. Lopatka - Staatssekretär für Sport". Dessen Büro hab ich dann zwar gefunden, und auch das Bundesdenkmalamt (alles stockfinster, keine Menschenseele weit und breit) - aber wo ist dieses verfluchte Institut? Auf der Eingangstafel stand zwar was von bestimmten Trakten, wo alles mögliche untergebracht ist - das Institut befand sich jedoch außerhalb dieser Kategorisierung - eine nähere Lokalisierung war daher nach betreten des Gebäudes nicht möglich.

Nachdem ich also weitere 15 Minuten durch die verschiedenen, stockfinsteren, menschenverlassenen Stockwerke, Trakte und Gänge gewandelt bin und nirgends fündig wurde, gab ich das Unternehmen "Trag dich mal schnell in die Referatsliste der Institutsbibliothek ein" auf.

Nun zu Hause, vor dem PC, sehe ich erneut, wie Gerüchte über eine angebliche Existenz eines Instituts für Theater- und Filmwissenschaft gestreut werden - und das ausgerechnet auf der Webseite des Instituts! Dort wird behauptet, im 1. Stock der Batthyanyanyany-Stiege sei nicht nur die Bibliothek und diverse Büros, nein - sogar der Schreyvogelsaal soll sich hinter einer der dunklen, als "Bundesdenkmalamt" getarnten Türen, verborgen haben.

Ich packe nun meinen Rucksack und morgen werde ich mich erneut in die Hofburg wagen: Expedition Referatsliste wird fortgesetzt.

PS: Wehe es sagt mir jetzt jemand, dass es "ur-einfach" ist das Institut zu finden, oder das die Bibliothek eigentlich eh auf der Haupt-Uni ist (wie ich zuerst dachte, aber von freundlichen Informationsmitarbeitern am Eingang der Uni berichtigt wurde, dass dies ein Irrtum sei, da das Institut sich in Wahrheit "in der Hofburg" befinde)

Montag, 20. Oktober 2008

Die Stadt ohne Juden (verschoben)

verschoben auf: filmgesoes.blogspot.com

Donnerstag, 29. Mai 2008

,Der oide Krocha'

Woran erinnert uns folgender Satz: „Ein Drahrer geht abends aus und draht, das heißt zecht und singt und unterhält sich bis zum Morgengrauen.“ (Georg Wacks: ''Die Budapester Orpheumgesellschaft - Ein Varieté in Wien 1889–1919'', S. 8). Ist das nicht der Vorgänger des Krochas? So gesehen war der berühmteste, "oide Krocha" Edmund Guschelbauer, bekannt als "der oide Drahrer", der ab den wilden 1860ern die Singspielhallen der Wiener Vorstädte rockte.

Karikatur: Andrea Maria Dusl
(lizenziert unter CC-by-nc-nd 2.0)

Der Krocha geht ebenfalls abends aus und krocht, das heißt sauft und grölt bis zum Morgengrauen... Wird irgendwann ein Vertreter dieser vermutlich eher kurzlebigen Szene als "der oide Krocha" in die Bücher der Musikgeschichte eingehen? Wir sind gespannt...

Mittwoch, 26. März 2008

The JO must go on

Ein denk-, nein, ein regelrecht tenkwürdiges konzert fand diese nacht im JO Ottensheim statt.... der Jugendkulturverein, der seit Anfang der 90er-Jahre Ottensheim mit hochqualitativen Rock- und anderen Konzerten bereichert und am 30. dieses Monats sein Begräbnis begehen wird. Bis dahin, von 23. bis 30. märz, findet im JO jeden tag ein konzert statt.

Das "letzte Abendmahl" wird von der lokal-regionalen Jugend begeistert aufgenommen. Am Ostersonntag haben rund 200 personen die bescheidenen räumlichkeiten und den hof des JO bevölkert. Die Bands Sutinit und Heiligenblut waren Anlass dafür. Am nächsten Tag folgte eine geballte Ladung elektronischer Experimentalmusik. Mit IBM und Breakcore wurde das Publikum vollgedröhnt.

Osterdienstags folgte schließlich die nächste Eskalationsstufe. Die 5 Reiter derRock-Apokalypse - PORN TO HULA - brachten das JO zur Explosion. Während ihrem 1,5-stündigen Konzert blieb niemand trocken, der nicht rechtzeitig den Konzertraum verlassen hat. Kaum einer der rund 100 Besucher blieb von den pausenlosen Bierduschen, die vor der Bühne im JO-Konzertraum über das Publikum einhergingen, verschont. Immerhin haben sie etwas Luft auf der "Tanzfläche" verschafft, wo sich bald viele nur noch mit nackten Oberkörpern zu bewegen wagten. Die andere Hälfte des Publikums lauschte aus dem trockeneren Barraum oder von der wärmenden Feuertonne im Hof.

Dokumentiert wurde das in die Ortschronik eingehende Konzert von einem der tapferen Fotoclub-Fotografen, die bereits am letzten Open Air in Ottensheim mit Porn to Hula und den von ihnen entfachten Begeisterungsstürmen in Kontakt kamen. In der Ecke verschanzt, konnte er den nackten, bierverschmierten Wahnsinn für die Ewigkeit fest halten.

Was von dem für eine 4.500-Einwohner zählenden Gemeinde vor den Toren Linz' überwältigend gefüllten Konzert im JO bleibt: Ein Scherbenmeer aus Bier und Erinnerungen für die Ewigkeit an die einzigartige Jugendinitiative die in der Umgebung von Linz seinesgleichen sucht. Der Jugendkulturverein, aus dem 2004 auch die Veranstalter des legendären Openair als eigener Verein hervorgingen, schließt nach der letzten Märzwoche für immer seine Pforten am Ottensheimer Marktplatz - aber nicht ohne nochmals lautstark auf sich und die Notwendigkeit eines unkommerziellen Veranstaltungsortes für Jugend und junggebliebene in Ottensheim aufmerksam zu machen.

Discos und Bars mit Mainstream-Ausrichtung samt Koma- und Bingedrinking-Aktionen dürfen nicht die einzigen Ausgehoptionen für Jugendliche der Vorstädte und -orte nördlich von Linz sein. Die Gemeindepolitik muss Jugendkulturinitiativen aktiv unterstützen um einerseits die Jugend in der Gemeinde zu halten und andererseits gegen die Massenverblödung durch gewinnorientierte Discos und Bars mit Trash-Musik und Komasaufaktionen aktiv zu werden. Gerade in Ottensheim, wo man mit dem JO vielfach positive Erfahrungen gemacht hat, sollte dies besonders geschätzt und unterstützt werden. Schließlich haben andere Gemeinden der Region nicht zu unrecht stets auf die jugendkulturellen Aktivitäten in Ottensheim geschielt - kam doch ein Gutteil der Besucher und Aktivisten des JOs auch aus teils viele Kilometer entfernten Gemeinden des westlichen Mühlviertels.

3 Konzerte, einen normalen Barbetriebsabend und zuletzt ein Bestattungsumzug am Sonntag wird das JO noch veranstalten, bevor die Gemeinde Ottensheim mit den Umbauarbeiten für das neue Gemeindeamt beginnen wird. Eine zentral gelegene Veranstaltungslokalität konnte bisher weder für den Jugendkulturverein Ottensheim (JO) noch für den quasi-Nachfolgeverein KOMA (Kultur Ohne Momentane Ansiedlung) gefunden werden.
 
blank info